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Frauen mit Wechseljahresbeschwerden erhalten keine ausreichende medizinische Versorgung – das belegt eine neue Studie mit repräsentativen Ergebnissen aus Abrechnungsdaten von rund fünf Millionen Versicherten der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) und einer ergänzenden Forsa-Umfrage von 1.000 Frauen.1 Nur rund ein Fünftel aller Frauen mit  Wechseljahresbeschwerden bekommen gemäß den Studienergebnissen eine Hormonersatztherapie (HRT), also die wirksamste Behandlungsmethode zur Verringerung von Symptomen wie Hitzewallungen und Schlafstörungen.1 Zudem dauert die Zeit zwischen Diagnose und Therapiebeginn rund eineinhalb Jahre. Damit noch nicht genug: In vielen Fällen scheinen die Wechseljahresbeschwerden gar nicht diagnostiziert zu werden.

 

Unter wissenschaftlicher Leitung von Prof. Dr. Petra Stute (Leitende Ärztin Abteilung Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin, Inselspital Bern) werteten die Autorinnen Verordnungsdaten von über 600.000 Patientinnen der GKV im Alter zwischen 35 und 70 aus den Jahren 2014 bis 2018 aus. Von diesen litten knapp 83.000 Patientinnen an Wechseljahresbeschwerden – also rund 14 %. Allerdings erhielten nur 21 % der Patientinnen mit Beschwerden eine HRT. Es fiel weiterhin auf, dass Patientinnen mit gestellter Diagnose im Schnitt 17,8 Monate auf eine Therapie warten mussten. In der Gruppe der Patientinnen mit HRT zeigte sich im ersten Jahr der Nachbeobachtung, dass sie häufiger ihre Gynäkologin bzw. ihren Gynäkologen wechselten. Die Autorinnen führen die lange Zeit ohne Therapie und die vermehrten Arztwechsel unter anderem auf die allgemeine Verunsicherung von Patientinnen und Behandelnden sowie auf bestehende Informationslücken über Therapiemöglichkeiten zurück.

 

Eine Forsa-Befragung unter 1.000 repräsentativ ausgewählten Frauen zwischen 45 und 60 Jahren ergänzte die Ergebnisse der quantitativen Auswertung. Die Daten der Befragung stützen die These einer Unterversorgung: Zwei Drittel der befragten Frauen gaben an, ihre Lebensqualität sei durch die Wechseljahresbeschwerden beeinträchtigt. Gemäß der quantitativen Studie erhielten jedoch nur 14 % der Frauen in der entsprechenden Altersgruppe eine diesbezügliche Diagnose. Diese Diskrepanz, so die Autorinnen der Studie, lasse darauf schließen, dass es sich um eine Unter- oder Fehlkodierung innerhalb der Krankenkassendaten handele. Das heißt: Wenn Frauen mit Wechseljahresbeschwerden eine Arztpraxis aufsuchen, erhalten sie nicht unbedingt eine darauf bezogene Diagnose. Zusätzlich teilten 37 % der befragten Frauen in der Forsa-Umfrage mit, sie seien von ihrer Gynäkologin bzw. ihrem Gynäkologen nur unzureichend zum Thema Menopause beraten worden. Jede zweite Frau fühlte sich in Bezug auf Therapien gegen Wechseljahresbeschwerden nicht ausreichend oder gar sehr schlecht informiert.

 

Die Untersuchungen hätten in beiden Fällen belegt, so die Autorinnen, dass das Thema HRT mehr Aufmerksamkeit verdient. Zudem müsse früh und ausreichend über Nutzen und Risiken der HRT informiert werden.

 

Quellen:

 

  1. Stute, P., Eversheim, H., Ortius-Lechner, D. et al. Care reality of menopausal women in Germany: healthcare research using quantitative (SHI claims data) and qualitative (survey) data collection. Arch Gynecol Obstet (2022). https://doi.org/10.1007/s00404-022-06457-9
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