Frauengesundheit endet nicht mit der letzten Regel
Die meisten Frauen sind überglücklich, wenn nach den Wechseljahren endlich Ruhe in das hormonelle Chaos einkehrt. Den Besuch beim Gynäkologen können sie sich aber dennoch nicht sparen. Denn der Frauenarzt ist der Experte für die Gesundheit der Frau und weiß am allerbesten, auf welche gesundheitlichen Aspekte in und nach den Wechseljahren besonders zu achten ist. Frauen, die sich rechtzeitig beraten lassen, können nicht nur Beschwerden lindern, sondern auch gesundheitliche Risiken minimieren.
Die Wechseljahre heißen nicht umsonst so. Denn es dauert tatsächlich durchschnittlich mehr als sieben Jahre1, bis die hormonelle Umstellung abgeschlossen ist. Eine Zeit, die für viele Frauen mit teils heftigen Beschwerden wie Hitzewallungen und Schweißausbrüchen verbunden ist. Hat sich schließlich nach der Menopause, also der letzten Regelblutung, ein neues hormonelles Gleichgewicht eingependelt, atmen betroffene Frauen oft erleichtert auf. Von Arztbesuchen möchten die meisten erst einmal am liebsten nichts mehr wissen – schon gar nicht beim Gynäkologen.
Jetzt werden andere medizinische Fragen wichtig
Doch auch, wenn der Wechsel überstanden ist, bleibt die regelmäßige gynäkologische Untersuchung der Geschlechtsorgane mittels Tastuntersuchung und Ultraschall wichtig. Denn die zuvor produzierten Hormone – allen voran das Östrogen – haben ein Leben lang nicht nur die Sexualität und Fortpflanzung gesteuert, sondern auch wichtige Schutzfunktionen erfüllt. Dass der Körper die Hormonproduktion weitestgehend eingestellt hat, birgt daher nicht nur willkommene Aspekte wie etwa den Wegfall der oft lästigen Monatsblutung, sondern auch Risiken – etwa für die Gefäß- und Knochengesundheit sowie auch für den Stoffwechsel.
Mit dem Östrogen fallen wichtige Schutzfunktionen weg
Dass Frauen bis zum Klimakterium viel seltener an Herz-Kreislauf-Erkrankungen leiden als Männer, haben sie nicht zuletzt dem „Frauenhormon“ Östrogen zu verdanken. Es übt eine wichtige Schutzfunktion für das Herz und die Gefäße aus, die durch den Abfall des Östrogenspiegels verloren geht.2,3 Bei vielen Frauen, die ihr Leben lang einen eher niedrigen Blutdruck hatten, steigt dieser daher mit den Wechseljahren. Zudem erhöht sich oft auch der Cholesterinspiegel. Denn das Blutfett Cholesterin, das früher mithilfe von Östrogen in die Zellen befördert und dort angereichert wurde, verbleibt nun im Blutkreislauf. Hier lagern sich die Fettmoleküle als sogenannte Plaques an den Gefäßwänden an und lassen das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall ansteigen.2,3 Auch auf den Zuckerstoffwechsel wirkt sich der Östrogenmangel aus, das Risiko für die Entwicklung von Insulinresistenz und Typ-2-Diabetes steigt.4 Weil durch den Wegfall des Frauenhormons auch die Knochen an Kalzium verlieren, erhöht sich nach der Menopause außer-dem das Osteoporose-Risiko.5
Wechseljahrestherapie beeinflusst auch spätere Risiken
Frauen, die schon frühzeitig – nämlich am besten bei den ersten klimakterischen Beschwerden – ihren Gynäkologen aufsuchen, können unter Umständen gleich mehrfach von einer verschreibungspflichtigen Hormonersatztherapie (HRT) gegen Wechseljahresbeschwerden profitieren. Denn durch den Hormonausgleich werden nicht nur Symptome wie Hitzewallungen meist deutlich gelindert, sondern auch mögliche Risikofaktoren positiv beeinflusst. So können im Rahmen einer HRT zugeführte Östrogene erwiesenermaßen das Osteoporose-Risiko senken, wie ein großes amerikanisches Gesundheitsregister mit den Daten von 80.955 Frauen zeigte.6 Auch die Gefahr der Gefäßverkalkung lässt sich einer aktuellen US-Studie7 zufolge reduzieren – und damit auch die Gesamtsterblichkeit.
Transdermales Östradiol und natürliches Progesteron
Bei der Verordnung von Hormonen setzen viele Frauenärzte bevorzugt auf eine Kombination von transdermal, also über die Haut, anzuwendendem Östradiol und natürlichem Progesteron als Weichkapseln zur oralen Einnahme. Diese weist ein besonders günstiges Nutzen-Risiko-Profil auf und wurde jüngst von Experten beim 16. Weltkongress der Internationalen Menopause Gesellschaft (IMS) als „einzige echte bioidentische Hormontherapie“ bezeichnet. Anders als bei Hormontabletten, belastet bei der transdermalen Anwendung der Wirkstoff nicht die Leber und scheint das Risiko für Thrombosen und Schlaganfälle nicht zu erhöhen.8,9 Natürliches Progesteron schmälert, anders als synthetische Gestagene, nicht die gefäßschützende Wirkung der Hormonersatztherapie. Zudem steigt bei einer Anwendungsdauer von bis zu fünf Jahren das Brustkrebsrisiko nicht an.10
Weitere Informationen unter www.wechseljahre-verstehen.de
Quellen:
16. Weltkongress der International Menopause Society (IMS), 6.-9. Juni 2018, Vancouver (Kanada)
Literatur:
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