Hormontherapie 2.0

Hormontherapie 2.0

Ganz individuell auf die Frau zugeschnitten

Biologisch gesehen, geschieht immer das Gleiche. Die Hormonproduktion der Eierstöcke nimmt allmählich ab. Der Östrogenspiegel schwankt, bis er nach der Menopause, der letzten Menstruation, ins Dauertief sinkt. Aber wann die Wechseljahre beginnen, wie lange sie dauern, und wie stark Beschwerden wie Hitzewallungen, Nachtschweiß, Scheidentrockenheit oder Schlafstörungen empfunden werden, ist von Frau zu Frau ganz unterschiedlich.

Bei manchen Frauen dauern die mit der hormonellen Umstellung verbundenen Beschwerden mehrere Jahre an und greifen heftig in die Lebensqualität ein. Auch nach der letzten Regelblutung sind Frauen nicht davor gefeit. Die gute Nachricht ist jedoch, dass keine Frau sich mit Wechseljahresbeschwerden einfach abfinden muss. Denn durch eine vom Frauenarzt verordnete, an die individuellen gesundheitlichen Voraussetzungen der Patientin angepasste Behandlung lassen sich menopausale Beschwerden heute effektiv lindern und gesundheitliche Risiken minimieren.

Östradiol – am besten transdermal

Beeinträchtigen Wechseljahresbeschwerden die Lebensqualität, verschreibt der Gynäkologe häufig eine Hormonersatztherapie (HRT), zum Beispiel mit den weiblichen Sexualhormonen Östradiol und Progesteron. Viele Frauenärzte verordnen bevorzugt ein Östrogen-Gel, das mithilfe eines Spenders präzise dosiert und auf die Haut aufgetragen wird. Die transdermale Anwendung belastet gegenüber Tabletten nicht den Leberstoffwechsel. Zudem zeigte eine Studie der Universität Kopenhagen mit über 980.000 Frauen1, dass eine HRT, die über die Haut wirkt, das Schlaganfallrisiko nicht erhöht. Tatsächlich gilt eine Kombination aus transdermalem Östradiol und mikronisiertem Progesteron zum Schutz der Gebärmutter heute bei Experten als die einzige echte, bioidentische Hormonersatztherapie2, weil die zugeführten Hormone identisch mit den körpereigenen Botenstoffen sind.

Auch niedrig dosierte Hormone haben eine starke Wirkung

Grundsätzlich wird der Frauenarzt immer versuchen, die Dosierung des Östradiol-Gels möglichst gering zu halten, besonders bei Frauen mit Risikofaktoren wie einer erhöhten Thromboseneigung, Rauchen oder Übergewicht. Vor allem für sie bringt die Kombination aus transdermalem Gel und natürlichem mikronisierten Progesteron erhebliche Vorteile. Denn sie führt im Vergleich zu Östrogen-Tabletten oder synthetischen Gestagenen nicht zu einem erhöhten Thromboserisiko, so eine aktuelle Studie der französischen Universität Paris-Saclay.3 Und Forscher der renommierten Mayo Clinic Rochester4 kamen zu dem Schluss, dass transdermale Hormone auch die Nachtruhe verbessern, die bei vielen Frauen in den Wechseljahren etwa durch nächtliche Schweißattacken gestört ist.

Natürliches Progesteron schützt die Gebärmutter

Frauen, die noch ihre Gebärmutter besitzen, verordnet der Arzt zusätzlich zum Östrogen auch ein Gestagen wie zum Beispiel natürliches Progesteron. Es verhindert, dass sich die Schleimhaut der Gebärmutter hormonell bedingt übermäßig aufbaut und dass es zu Wucherungen kommt. Zudem kann mikronisiertes Progesteron im Rahmen der Kombinationstherapie auch einen gesunden, erholsamen Schlaf fördern.5

Naturmittel nicht einfach selbst testen

Ob Rhapontikrhabarber, Rotklee, Soja oder Salbei gegen Hitzewallungen, Schweißausbrüche und Schlafstörungen – auch eine Selbstbehandlung mit Naturarzneien sollte immer mit dem Frauenarzt besprochen werden. Denn bei einigen ist die Wirkung durchaus umstritten, andere haben Nebenwirkungen. Soja etwa kann möglicherweise die Funktion der Schilddrüse stören. Auf keinen Fall aber sollten Frauen mit intakter Gebärmutter bei einer HRT-Kombination die Weichkapseln mit natürlichem Progesteron ohne Grund gegen von der Apotheke gemischte Progesteron-haltige Mittel austauschen. Bei diesen Rezepturen fehlen Studien; sie sind von keiner Arzneimittelbehörde zugelassen.

Weitere Informationen unter www.wechseljahre-verstehen.de und www.progesteron.de

Quellen:

  1. Løkkegaard E et al. Stroke. 2017;48: 2266-2269
  2. „Hormonersatztherapie mit transdermalem Estradiol und Progesteron: Positive Effekte erneut bestätigt”, Literaturarbeit, Medizin Report aktuell Nr. 449123 in: gynäkologie + geburtshilfe 5/2018
  3. Scarabin PY, Climacteric 2018, 21:4, 341-345, DOI: 10.1080/13697137.2018.1446931
  4. Cintron D et al. Menopause. 2018 Feb;25(2):145-153. DOI: 10.1097/GME.0000000000000971.
  5. Schüssler P et al. Psychoneuroendocrinology. 2008 Sep; 33(8): 1124-31