Gynäkologen setzen auf eine maßgeschneiderte Hormontherapie

Gynäkologen setzen auf eine maßgeschneiderte Hormontherapie

Mehr Lebensqualität, weniger Gesundheitsrisiken

Das große Umdenken hat begonnen, wenn es um die Behandlung von Hitzewallungen, nächtlichen Schweißattacken oder hormonell bedingten Schlafstörungen in den Wechseljahren geht. Und zwar gleich doppelt – in den Köpfen der Frauen um die 50 und bei den Frauenärzten. Beide wollen, dass eine individuelle, gezielte Therapie, die Risiken so gering wie möglich hält und dafür sorgt, dass Frauen unbeschwerter und besser leben.

Sie wissen ganz genau, was sie sich wert sind. Sie kennen ihre Stärken, auch ihre kleinen Schwächen. Frauen um die 50 wollen kompetent informiert sein – besonders, wenn es um ihre Gesundheit geht. Kommt es in der so genannten Perimenopause bei Frauen zu ersten Hitzewallungen, nächtlichen Schweißausbrüchen oder Schlafstörungen, fragen sie immer häufiger: Wie hoch ist mein Gesundheits-Risiko bei einer Hormontherapie? Wie sicher können meine Beschwerden behandelt werden? Diese Fragen nehmen auch Gynäkologen sehr ernst. Sie bewerten die Hormontherapie heute ganz neu. Das Gießkannen-Prinzip von einst hat ausgedient. Denn heute folgt erst ein gründlicher Check-up, dann eine maßgeschneiderte Therapie, die sich an den individuellen Beschwerden und Risiken der Frau orientiert.

Viele Frauenärzte raten zu niedrig dosiertem Gel

„Vor einer hormonellen Behandlung sollte auf jeden Fall ein Screening klären, ob für die Patientin eine erhöhte Gefahr für Brustkrebs oder eine Herzgefäß-Erkrankung besteht“, hat jetzt die Hamburger Hormonspezialistin Dr. Katrin Schaudig vom Hormonzentrum Altonaer Straße auf dem diesjährigen Fortbildungskongress der frauenärztlichen Bundesakademie in Düsseldorf erklärt. „Hat eine Frau beispielsweise Übergewicht oder eine Adipositas mit einem Body-Mass-Index über 30, liegt das Thrombose-Risiko um das Dreifache höher“, so Dr. Schaudig. Erst nach dem Risiko-Check arbeitet der Frauenarzt zusammen mit der Patientin eine Therapiestrategie aus. Sie sollte neben jüngsten klinischen Erkenntnissen auch auf ganz persönliche Vorlieben, Beschwerden oder gesundheitliche Probleme der Frauen eingehen. Denn vorrangiges Ziel ist es, die Gesundheitsrisiken zu verringern und die Lebensqualität zu verbessern. Haben Patientinnen etwa ein großes Bedürfnis nach Sicherheit, oder tragen sie viele Risiko-Faktoren in sich, ist ein so gering wie möglich dosiertes Östradiol-Gel zu empfehlen. Es sollte transdermal, also über die Haut, aufgenommen werden. Die Einnahme von Östrogenen in Tablettenform kann die Gefahr einer Thrombose erhöhen, die Aufnahme über die Haut dagegen nicht. Dies gelte ebenso bei einer familiär vererbten Thrombose-Neigung, sagte die Hamburger Frauenärztin.

Besser nicht mit pflanzlichen Hormonen experimentieren

Zu einer Neubewertung der Hormontherapie kommt es nach Einschätzung von Dr. Katrin Schaudig vor allem durch zahlreiche Analysen der „Women’s Health Initiative“ (WHI), die US-Forscher erstmals 2002 veröffentlichten. Sie fasst die entscheidenden Ergebnisse zusammen: „Beginnt die hormonelle Behandlung spätestens bis zum 60. Lebensjahr, verringert sich die Gesamtsterblichkeit der Frauen und das Diabetes-Risiko.“ Doch viele Frauen sind immer noch durch diese alten Studien verunsichert, obwohl sie inzwischen mehrfach widerlegt wurden. Sie befürchten beispielsweise ein höheres Brustkrebs- oder Herzinfarkt-Risiko. Viele setzen deshalb auf freiverkäufliche pflanzliche Östrogene etwa aus Rotklee oder Soja. Oft versuchen sie damit in Eigenregie, ihren körpereigenen Hormonhaushalt zu regulieren. Doch auch der Einsatz von Phyto-Hormonen sollte immer mit dem Gynäkologen abgesprochen werden. Denn die Wirkung dieser Substanzen ist nicht ausreichend untersucht, und pflanzlich-natürlich bedeutet nicht immer automatisch harmlos und sanft. In klinischen Studien untersucht und damit sicher ist dagegen Östradiol-Gel, wenn es entsprechend dem Motto „So früh wie notwendig, so niedrig dosiert wie möglich und so lange wie nötig“ eingenommen werden. Das empfehlen auch die aktuellen Therapie-Leitlinien nationaler und internationaler Fachgesellschaften. Besonders Östradiol in Gelform zeichnet sich dabei durch eine sehr präzise Dosierbarkeit aus.

Weitere Informationen gibt es unter www.hormontherapie-wechseljahre.de.