Gesund verhüten

Gesund verhüten

Pille und Thrombose:
Was Frauen wissen sollten

Statistisch verhütet mehr als die Hälfte der Deutschen mit der „Pille“.1 Kein Wunder: Die Einnahme ist unkompliziert und mit einem Pearl Index von 0,1 bis 0,9 gilt sie nach wie vor als eines der zuverlässigsten Verhütungsmittel. Doch bei der Wahl des geeigneten Präparates kommt es nicht nur auf den größtmöglichen Schutz vor ungewollter Schwangerschaft an – sondern auch darauf, das Thrombose-Risiko möglichst gering zu halten.

Thromboembolische Ereignisse sind selten (siehe Kasten) – jedoch gefährlich. Daher ist es wichtig, die Anzeichen richtig zu deuten und bei Verdacht so rasch wie möglich zum Arzt zu gehen. Bei einer venösen Thrombose ist das Bein typischerweise geschwollen, wärmer und eventuell bläulich verfärbt. Der Druck auf das Bein oder die Wade ist äußerst schmerzhaft. Geht so ein Blutpropf „auf Wanderschaft“, kann es außerdem zu einer Lungenembolie kommen. Diese verursacht plötzliche, unerklärliche Kurzatmigkeit oder schnelles Atmen, stechende Brustschmerzen sowie plötzlich auftretenden Husten. Zu spät erkannt, können die festsitzenden Blutgerinnsel in der Lunge lebensbedrohlich sein. Daher gilt das zu erwartende Thrombose-Risiko als einer der wichtigsten Faktoren bei der Entscheidung für oder gegen die Pille als Verhütungsmittel.

Thrombose und Pille in Zahlen
Das Thrombose-Risiko ist vor allem von der Höhe der Östrogendosis einer Pille abhängig. Da moderne Präparate nur noch sehr geringe Östrogenmengen enthalten, ist das Risiko heute geringer als früher. Zusätzlich scheint bei kombinierten Pillen das enthaltene Gestagen das Thrombose-Risiko zu beeinflussen. Was viele Frauen nicht wissen: Auch ohne Einnahme der Pille kommt es bei zwei von 10.000 Frauen zu einer Thrombose. Bei Pillen mit dem Gestagen Levonorgestrel sind es etwa fünf bis sieben. Dagegen steigt das Risiko bei Pillen der sogenannten dritten und vierten Generation mit sechs bis zwölf Fällen auf fast das Doppelte an.2 Besteht ein erhöhtes Thrombose-Risiko, kann die Einnahme einer östrogenfreien Pille sinnvoll sein, da die alleinige Gestagen-Einnahme die Gefahr nicht zu erhöhen scheint.

Nicht jede Frau sollte mit der Pille verhüten
Um das individuelle Thrombose-Risiko einer Patientin zu ermitteln, führt der Frauenarzt ein ausführliches Gespräch (Anamnese), auf dessen Basis er geeignete Maßnahmen zur Empfängnisverhütung vorschlägt. Vor allem Fragen nach Erkrankungen wie Blutgerinnungsstörungen, Diabetes, Bluthochdruck sowie Kopfschmerzen oder Migräne müssen gewissenhaft und genau beantwortet werden. Denn insbesondere für Frauen und Mädchen mit familiär bedingter Thrombose-Neigung (Thrombophilie) ist die Einnahme der kombinierten Pille nicht anzuraten. Auch für Patientinnen, die unter Migräne mit Aura leiden, ist die kombinierte Antibabypille im Hinblick auf ein erhöhtes Schlaganfall-Risiko nicht als Verhütungsmittel zu empfehlen.

Absolutes No-go: Pille und Rauchen
Grundsätzlich sollten Raucherinnen auf die hormonelle Verhütung mit einer kombinierten Pille verzichten. Vor allem jedoch Frauen über 35, die täglich mehr als zehn Zigaretten rauchen. Experten zufolge steigt ihr Herz-Kreislauf-Risiko allein durch das Rauchen auf das Drei- bis Elffache im Vergleich zu Nichtraucherinnen an – bei gleichzeitiger Einnahme der Antibabypille erhöht es sich nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) sogar auf das 20- bis 87-Fache.2

Auf die Fragen des Arztes vorbereitet sein
Um eine sichere Entscheidungsgrundlage zu schaffen, ist es wichtig, sich gut auf das Arztgespräch vorzubereiten. Fragen nach persönlichen Lebensgewohnheiten wie Rauchen, Alkoholkonsum und Bewegungsverhalten lassen sich leicht beantworten. Geht es jedoch um die Krankheitsgeschichte der Familie – etwa darum, ob (Groß-)Eltern oder Geschwister unter hohen Blutfettwerten leiden – muss man sich oft vorher informieren. Frauen und Mädchen sollten zudem auch Fragen zum Rhythmus, zur Dauer und Stärke der Monatsblutung sowie zur Länge ihres Zyklus beantworten können.

Geringeres Risiko mit Levonorgestrel
Spricht aus medizinischer Sicht nichts gegen die kombinierte hormonelle Kontrazeption, lässt sich das Thrombose-Risiko mit einer Levonorgestrel-haltigen Pille reduzieren. Levonorgestrel hat sich in der sicheren Empfängnisverhütung bewährt und birgt weniger Risiken als die in neueren Präparaten enthaltenen Gestagene Gestoden, Etonogestrel, Desogestrel, Drospirenon oder Norelgestromin.2

Quellen:

  1. http://de.statista.com/
  2. Techniker Krankenkasse: „Pillen-Report“, 2015