Wechseljahresbeschwerden
Mehr als 15 Jahre nach der Fehlinterpretation der Women’s Health Initiative (WHI) Studie ist die Hormonersatztherapie (HRT) rehabilitiert.1 Beim Weltkongress der Internationalen Menopause Gesellschaft (IMS) in Vancouver, Kanada forderten die Experten, Wechseljahresbeschwerden mit einer individuell angepassten HRT zu behandeln und deren Vorteile für die Frauengesundheit zu nutzen. Denn wie Untersuchungen zeigten, kann eine frühzeitig durchgeführte HRT das Risiko für Herzinfarkte sowie die Gesamtsterblichkeit senken.1,2
Durch die Fehlinterpretation der Women’s Health Initiative (WHI) Studie gingen die frauenärztlichen HRT-Verordnungen stark zurück. So blieb Millionen von Frauen nicht nur eine wirksame Behandlung ihrer Wechseljahresbeschwerden vorenthalten, sondern auch der Herz- und Gefäßschutz, den eine HRT erwiesenermaßen mit sich bringt.
Weniger Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Auch beim jüngsten Weltkongress der IMS wurden die positiven Effekte einer HRT auf die Herz- und Gefäßgesundheit deutlich gemacht. Eine Langzeitstudie2 in Dänemark mit über 1.000 Teilnehmerinnen, bei denen, anders als bei der WHI-Studie, individuelle Risikofaktoren ausgeschlossen worden waren, zeigte: Langfristig profitierten die Frauen von der Hormonbehandlung. Nach zehn Jahren gab es in der Gruppe der mit einer HRT behandelten Frauen deutlich weniger Herzinfarkte, Herzversagen und Sterbefälle als in der Kontrollgruppe ohne HRT. Zugleich war ihr Risiko für eine Krebserkrankung, unter anderem Brustkrebs, nicht angestiegen.
Hormone niemals abrupt absetzen
Wie die Experten in Vancouver berichteten, ist für den Nutzen der HRT deren Beginn entscheidend. Die dänische Studie2 konnte zeigen, dass sich bei einem Therapiebeginn im Alter zwischen 45 und 58 Jahren das Risiko für Herzinfarkt und Herzinsuffizienz deutlich reduzierte.2 Für ein optimales Nutzen-Risiko-Verhältnis sollte die letzte Regelblutung nicht länger als zehn Jahre zurückliegen.3 Doch kann – etwa bei anhaltenden Beschwerden – auch bei Frauen über 60 oder 65 Jahren nach eingehender Abwägung eine Fortführung der HRT individuell in Betracht gezogen werden. Wichtig im Hinblick auf die Gefäßgesundheit: Die Behandlung sollte nie abrupt abgesetzt, sondern die Hormondosis sollte langsam reduziert werden. Anderenfalls können sich Plaques von den Gefäßwänden lösen und das Risiko für Herzinfarkt oder Schlaganfall erhöhen. Zur Sicherheit wird vor Absetzen der HRT eine Gefäßuntersuchung empfohlen.
„Einzige echte bioidentische HRT“
Zudem spielt die Darreichungsform eine wesentliche Rolle für den gesundheitlichen Nutzen. Eine Beobachtungsstudie mit 980.000 Frauen zeigt, dass durch eine transdermale, also über die Haut angewendete, Hormonersatztherapie das Schlaganfallrisiko nicht erhöht wurde. Bei oraler Anwendung stieg das Risiko hingegen an.4 Auch das Thromboserisiko scheint sich durch die transdermale Anwendung nicht zu erhöhen.3 Aus diesen Gründen wurde die Kombination von transdermalem Östradiol und natürlichem Progesteron beim Weltkongress in Vancouver als besonders risikoarme HRT mehrfach erwähnt. Zudem wird sie als „einzige echte bioidentische Hormonersatztherapie“ bezeichnet, da die zugeführten Hormone identisch mit den im Körper produzierten Hormonen sind.
Warum natürliches Progesteron?
Zum Schutz der Gebärmutter vor Wucherungen muss das im Rahmen einer HRT verabreichte Östrogen mit einem Gestagen kombiniert werden. Eine neue Studie, die beim Weltkongress in Vancouver vorgestellt wurde5, belegte die hohe Wirksamkeit und Sicherheit von natürlichem Progesteron, das aus der Yamswurzel gewonnen wird und mit dem körpereigenen Gelbkörperhormon identisch ist. Anders als synthetische Gestagene, erhöht natürliches Progesteron nach aktuellem Stand der Wissenschaft bei einer Anwendung von bis zu fünf Jahren nicht das Brustkrebsrisiko.6
Weitere Informationen unter www.hormontherapie-wechseljahre.de und www.progesteron.de
Quellen:
16. Weltkongress der International Menopause Society (IMS), 6.-9. Juni 2018, Vancouver (Kanada)Literatur:
- Manson JE et al. JAMA. 2017; 318(10):927-938.
- Schierbeck LL et al. BMJ 2012, 345:e6409 doi:10.1136/bmj.e6409
- Menopause. 2017 Jul;24(7):728-753. doi: 10.1097/GME.0000000000000921
- Løkkegaard E et al. Stroke. 2017;48: 2266-2269
- Lobo RA et al. Obstet Gynecol 2018; 132:161-170
- Stute P, Wildt L, Neulen J. Climacteric. 2018; 21:111-22